1 00:00:08,388 --> 00:00:14,803 Untersuchungen zufolge arbeiten in Deutschland immer mehr Menschen zu Niedriglöhnen. 2 00:00:15,350 --> 00:00:19,159 Deutschland scheint die USA bei den Niedriglöhnen bald zu überholen. 3 00:00:20,458 --> 00:00:28,182 Fast ein Viertel der Beschäftigten arbeitet in Deutschland zu Niedriglöhnen. 4 00:00:28,782 --> 00:00:32,237 Unternehmernahe Ökonomen und politische Parteien 5 00:00:32,935 --> 00:00:36,935 begründen das mit der schlechten Wirtschaftslage. 6 00:00:37,585 --> 00:00:39,085 Aber die Bilanzen der Konzerne besagen etwas anderes: 7 00:00:40,886 --> 00:00:48,907 Sie steigern ihre Profite, aber Löhne und Arbeitsbedingungen werden immer schlechter. 8 00:00:50,136 --> 00:00:53,136 Die Ausweitung der Niedriglöhne beruht darauf, 9 00:00:54,437 --> 00:00:58,053 dass immer mehr Menschen zu Mini-Jobs und Leiharbeit gezwungen werden. 10 00:01:16,112 --> 00:01:21,013 Um mehr Arbeit für weniger Lohn zu bekommen, spielen die Unternehmer immer das gleich Spiel: 11 00:01:21,114 --> 00:01:26,221 Leiharbeit oder Werkverträge! 12 00:01:33,366 --> 00:01:36,505 Auch wenn sich die Methoden änderen, das Ziel ist stets das gleiche: 13 00:01:38,068 --> 00:01:44,499 Festangestellte werden durch Leiharbeiter_innen oder Werkverträge ersetzt. 14 00:01:45,500 --> 00:01:48,000 Dadurch werden nicht nur die Löhne gedrückt, 15 00:01:48,292 --> 00:01:51,297 sondern auch Zulagen und Urlaubs- oder Weihnachtsgeld abgeschafft 16 00:01:51,398 --> 00:01:54,377 und feste Arbeitsplätze vernichtet. 17 00:01:55,678 --> 00:02:03,930 Zudem werden so Betriebsräte und gewerkschaftliche Vertrauensleute herausgedrängt. 18 00:02:18,429 --> 00:02:24,530 So wird ein Teil der ArbeiterInnen zu Sklaven gemacht, und der andere Teil entlassen. 19 00:02:25,132 --> 00:02:29,293 Die Unternehmer werden noch reicher, den Arbeiter_innen wird ihre Zukunft geraubt. 20 00:02:39,585 --> 00:02:41,591 Wir lassen hier keine Leihfirma rein! 21 00:02:41,791 --> 00:02:46,726 Die würde die Löhne drücken. Sie will Leute entlassen, und nimmt nur die, die sie haben will. 22 00:02:46,926 --> 00:02:49,301 Die Leihfirma wird uns ausbeuten, uns entlassen! 23 00:02:49,502 --> 00:02:53,680 "Ich muss dann einen zweiten Job machen - eine Putzstelle, im Imbiss ..." 24 00:02:55,702 --> 00:02:59,289 "Es reicht einfach nicht." 25 00:03:00,309 --> 00:03:05,147 "Für Leute mit Familie reicht das Geld ohnehin nicht. Ohne Nebenjob geht es nicht." 26 00:03:05,182 --> 00:03:09,346 "Es reicht nur, wenn du alleine und jung bist." 27 00:03:09,347 --> 00:03:13,933 "Wir machen Leiharbeit, weil wir unser Brot verdienen wollen und keine andere Arbeit finden." 28 00:03:13,934 --> 00:03:18,281 "Aber sie lassen uns wie Sklaven arbeiten und zahlen wenig Geld." 29 00:03:59,226 --> 00:04:06,708 In Duisburg wird sehr viel mit Leiharbeit und Werksverträgen gearbeitet. 30 00:04:06,709 --> 00:04:12,783 In der Metallindustrie, im Reinigungsgewerbe, bei Dienstleistungen im Lebensmittelsektor, 31 00:04:12,926 --> 00:04:16,571 überall wurden tausende Stellen mit LeiharbeiterInnen besetzt. 32 00:04:17,078 --> 00:04:22,874 Obwohl sie länger und mehr arbeiten, bekommen sie weniger Lohn. 33 00:04:32,749 --> 00:04:39,988 (Die Nokia Handyproduktion in Bochum wird 2008 geschlossen.) 34 00:04:40,988 --> 00:04:45,863 (DPD Paketdepot in Duisburg: Konflikte um Auslagerung seit 2007) 35 00:04:46,763 --> 00:04:50,063 (Autozulieferer TRW in Krefeld: Wilder Streik gegen Entlassungen im April 2007) 36 00:04:51,797 --> 00:04:58,086 (Flugzeugreinigung Klüh in Düsseldorf: Aktionen gegen Auslagerung 2010/2011) 37 00:04:58,286 --> 00:05:02,618 (Klüh-ArbeiterInnen hatten den 6-monatigen Streik bei Gate Gourmet 2005/2006 unterstützt.) 38 00:05:07,909 --> 00:05:10,846 (Widerstand bei TMD Friction in Leverkusen gegen Entlassungen nach Insolvenz, 2009) 39 00:05:11,146 --> 00:05:15,668 "Wir verlangen nicht viel, wir wollen nur unsere Arbeit zurück!" (DPD-Arbeiter) 40 00:05:16,574 --> 00:05:19,993 "Wir wollen Gerechtigkeit!" "Keine Auslagerung!" 41 00:05:26,926 --> 00:05:28,603 Gegen diese arbeiterfeindlichen Haltung 42 00:05:28,710 --> 00:05:32,710 haben die Arbeiter_innen ihre Einheit und ihren Kampf entwickelt. 43 00:05:33,928 --> 00:05:41,972 Bei DPD Duisburg, TRW Krefeld, Gate Gourmet, UNIVEG, Klüh und in vielen anderen Firmen 44 00:05:42,479 --> 00:05:47,788 haben die Arbeiter_innen gegen diese moderne Sklaverei beispielhafte Kämpfe geführt. 45 00:05:54,410 --> 00:05:56,427 Wir wollen nur unser Brot verteidigen! 46 00:05:56,528 --> 00:06:01,281 Wir wollen unsere Arbeit nicht verlieren. Wir wollen unsere Rechte behalten! 47 00:06:01,482 --> 00:06:06,217 Wir sind im Recht, und wir werden bis zuletzt kämpfen! 48 00:06:12,872 --> 00:06:16,629 Wir werden uns unsere Rechte als Arbeiter_innen von niemandem rauben lassen! 49 00:06:17,130 --> 00:06:20,140 Manche haben gesagt, sie könnten es nicht schaffen. 50 00:06:20,214 --> 00:06:22,814 Die Unternehmer würden nicht nachgeben. 51 00:06:23,141 --> 00:06:28,616 Andere meinten, wir sollten zufrieden sein, es gebe noch Schlimmeres. 52 00:06:28,617 --> 00:06:33,986 Aber wie bei DPD, Klüh und Gate Gourmet haben sie das Unmögliche versucht. 53 00:06:35,733 --> 00:06:39,733 Arbeiter_innen aus der Türkei, Deutschland, Polen haben sich zusammengeschlossen 54 00:06:39,868 --> 00:06:43,233 und zusammen mit ihrer Gewerkschaft Tag und Nacht, 55 00:06:43,457 --> 00:06:46,457 und bei Wind und Wetter um ihre Rechte gekämpft. 56 00:06:48,561 --> 00:06:52,798 Sie haben uns jahrelang ausgebeutet. Es gab keine Gewerkschaft, keinen Tariflohn. 57 00:06:52,899 --> 00:06:54,862 Sie haben gesagt, wir würden übertariflich bezahlt. 58 00:06:54,968 --> 00:06:58,768 Nach 8 Jahren in der Firma bekomme ich 1.550 Euro im Monat. 59 00:06:58,968 --> 00:07:02,932 Aber das wird nicht so weitergehen. Wir erkämpfen uns jetzt, was uns zusteht. 60 00:07:03,032 --> 00:07:07,021 Heute werden sie erfahren, dass sie sich nicht gegen uns stellen können. 61 00:07:07,121 --> 00:07:10,324 Heute werden sie unsere Kraft zu spüren bekommen! 62 00:07:10,435 --> 00:07:14,407 Wenn wir uns einig sind, gibt es nichts, was wir nicht umstürzen können! 63 00:07:27,308 --> 00:07:31,070 Sie haben bewiesen, dass es stimmt: "Rechte werden erkämpft und nicht erbettelt!" 64 00:07:32,932 --> 00:07:38,216 Wer kämpft, kann verlieren. Wer nicht kämpft, hat schon verloren. 65 00:07:39,556 --> 00:07:42,954 Wie bei der Firma TRW in Krefeld (2007): 66 00:07:43,017 --> 00:07:46,850 Gegen die Entlassung von 10 kranken Kolleg_innen haben sie 48 Stunden gestreikt 67 00:07:47,050 --> 00:07:52,649 und bewiesen, wie stark die Waffe der Solidarität gegen diese Willkür sein kann. 68 00:07:53,157 --> 00:07:56,002 Oder wie die Kolleg_innen von DPD: 69 00:07:56,444 --> 00:08:01,290 In einer hoffnungslosen Situation, haben sie nicht aufgegeben 70 00:08:02,309 --> 00:08:06,540 und Freund und Feind gezeigt: Gemeinsam können die Arbeiter_innen vieles erkämpfen. 71 00:08:06,541 --> 00:08:09,733 Wir arbeiten unter ähnlichen Bedingungen. Uns kann sowas auch treffen. (Klüh) 72 00:08:09,835 --> 00:08:13,035 Deswegen sind wir hier, um unsere Solidarität zu zeigen. 73 00:08:15,831 --> 00:08:19,174 Wenn sie einem Freund von mir Unrecht tun, kann ich nicht sagen, das geht mich nichts an! 74 00:08:19,274 --> 00:08:22,665 Sie können doch nicht sagen: Eine Schlange, die mich nicht beisst, soll tausend Jahre leben. 75 00:08:22,765 --> 00:08:24,765 Eines Tages wird die Schlange auch ihn beissen! 76 00:08:24,866 --> 00:08:28,270 Unser Kampf war ein Schrei gegen die Ungerechtigkeit. 77 00:08:28,452 --> 00:08:30,452 Wir haben gesagt: Also ihr Herren, so geht es nicht weiter! 78 00:08:30,652 --> 00:08:32,684 Ab jetzt wird es so und so gemacht! 79 00:08:32,720 --> 00:08:36,120 Für den Unternehmer sind wir unerwünschte Personen. 80 00:08:36,320 --> 00:08:40,373 Aber ich bin mit mir im Reinen. Ich denke, dass es richtig war, was ich gemacht habe. 81 00:08:40,473 --> 00:08:44,370 Wir werden uns auch weiter erkämpfen, was uns zusteht. 82 00:08:46,490 --> 00:08:50,288 Auch die Klüh-Arbeiter_nnen haben ihren Kampf mit der Gewissheit geführt, im Recht zu sein 83 00:08:50,488 --> 00:08:52,477 und mit dem Bewußtsein und der Entschlossenheit, 84 00:08:52,560 --> 00:08:57,360 sich für ihre Zukunft und die ihrer Kinder einzusetzen. 85 00:09:28,530 --> 00:09:32,739 Daher konnten die Arbeiter_innen von Gate Gourmet, Klüh und DPD 86 00:09:32,891 --> 00:09:34,891 die Spielchen der Unternehmer durchkreuzen 87 00:09:34,939 --> 00:09:41,540 und den Repressalien gegen Betriebsräte und aktive Kolleg_innen die Stirn bieten. 88 00:09:42,391 --> 00:09:50,142 Und gegen Leiharbeitsfirmen vorgehen, die sagten: "Wir sind doch auch Türken und Muslime". 89 00:09:51,497 --> 00:09:53,517 Sie haben nicht nur ihre Löhne verteidigt, 90 00:09:53,717 --> 00:09:59,410 sondern auch ihre Würde, Arbeiter_in zu sein, Mensch zu sein. 91 00:09:59,935 --> 00:10:07,153 Bei Gate Gourmet, Klüh, DPD oder UNIVEG haben sie nicht gewonnen, weil sie im Recht waren, 92 00:10:07,353 --> 00:10:12,453 sondern weil sie sich zusammengeschlossen und mit dieser Kraft der Einheit gekämpft haben. 93 00:10:18,373 --> 00:10:23,373 Die Stärke entsteht durch unsere Einheit. Also nicht: Der ist rechts, der ist links. 94 00:10:23,573 --> 00:10:27,573 Wenn sie alle einig sind, können wir den Unternehmer in die Knie zwingen, 95 00:10:27,773 --> 00:10:29,773 so wie wir es gemacht haben! 96 00:10:29,973 --> 00:10:33,399 Klar, der Unternehmer ist stark, finanziell stark. 97 00:10:33,599 --> 00:10:35,599 Aber wir haben die innere Stärke!